Nach dem Krieg

Die großen Bombenangriffe hatte der Prater unversehrt überstanden. Die sowjetische Militäradministration ordnete die Eröffnung eines Kulturbetriebs im Prater an und schon im Sommer 45 traten die ersten hungrigen Tänzerinnen, Chansonetten und Musikclowns auf.

1946 zog die Berliner Volksbühne im Prater ein, das Haus am heutigen Rosa-Luxemburg-Platz musste erst wieder instand gesetzt werden.

Zur Premiere von Maxim Gorkis »Nachtasyl« war das Theater der Martha Kalbo selig voll, die Leute wollten gutes Theater und Ernst Busch sehen. Man spielte aber auch wieder Possen und Kino, allerdings solche mit dem richtigen Klassenstandpunkt.

Der Ernst-Thälmann-Film der DEFA hatte hier Premiere. Dazu kam das, was die SED als Geist der frühen Tage zu lokalisieren meinte: Parteikonferenzen, Arbeiterjugendkonferenzen und so weiter. Im Garten wurde eine Bühne errichtet, bei der sehr viel Beton verbaut wurde.

Der Biergarten entwickelte sein eigenes, dynamisches Leben. Die Leute kamen zum draußen sitzen, draußen tanzen. 1967 beschloss die Stadtverordnetenversammlung vom Prenzlauer Berg, das Haus zum Kreiskulturhaus zu ernennen.

Die Prater Gastronomie wurde überraschenderweise nicht HO-geführt. Dank einer ungewöhnlichen Konstruktion stufte man die Kellnerinnen und Köche als Kulturschaffende ein und entging somit dem Würgegriff der Gaststättenzentrale.

In den Seitengebäuden des Gartens etablierte sich die Volkskunst mit allen Facetten der Töpferei und der Musik, in der schon erwähnten Praterhistorie haben »dort viele Volkskunstschaffende des Territoriums ihre Proben- und Aufführungsorte gefunden«.

Mittwochs spielte eine Drei-Mann-Kombo für die Älteren zum Tanze auf, es gab Seifenkistenrennen, man zeigte Boxkämpfe, veranstaltete Kinderfeste und allsonntäglich brachte die laut klingende »Sonntagsmelodie« manchen Anwohner fast um den Verstand.

Trotz Deutsch-Sowjetischer Praterfeste und anderer »territorialer Ereignisse« fanden gegen Ende der DDR auch im Prater andere Kunstformen einen Raum.

Nach den Ausstellungseröffnungen in der Prater-Galerie vis-á-vis feierte man im Garten, da tranken Maler und Malerinnen heftig miteinander.

Politisch noch bedeutender war die legendäre Inszenierung der Theatergruppe »Zinnober«, die die Partei für den Bezirk mit einem Auftrittsverbot belegt hatte. Meist jedoch kamen die Biertrinker, die vor allem an diesem Teil des Kulturangebotes interessiert waren.